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über die wir nicht sprechensymptome psychischer Erkrankungen

9 Symptome psychischer Erkrankungen, über die wir nicht sprechen

Ein Leben mit Depressionen, einer Angststörung, mit emotionalen Instabilität oder mit einer Essstörung ist von vielen Merkmalen geprägt.

Zum einen gibt es die Symptome, die man in den medizinischen Definitionen der Erkrankung aufgelistet findet.

Doch es gibt auch Dinge, die mit einer psychischen Erkrankungen einhergehen, über die wir nicht so gern sprechen. Doch Ihren Einfluss auf unser tägliches Leben können wir nicht leugnen, denn er ist immens.

Genau aus diesem Grund möchte ich hier darüber schreiben. Warum fällt es so schwer darüber offen zu reden? Weil es sich anfühlt, wie ein Geständnis. Wie das Aufzeigen eines oder mehrerer eigener Makel. Als wäre die Diagnose einer psychischen Dysfunktion nicht schon Makel genug.

Hier findest du also eine Auflistung (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) der Symptome, über die wir nicht gern sprechen.

1. Grundloses Weinen

Die Tränen fliessen, plötzlich und scheinbar ohne Grund. Etwas „belangloses“ wie das Marmeladenbrot, welches mit der Marmeladenseite auf den Boden fällt, kann dazu führen, dass du in Tränen ausbrichst. Du hast stets das Gefühl, deine Tränen warten nur auf den Moment, in dem sie laufen können.

2. Abdriften

Du starrst gefühlt seit einer Ewigkeit auf einen unbestimmten Punkt und verlierst dabei das Gefühl für Raum und Zeit. Du schaust einen Film oder hörst jemandem zu und driftest dabei geistig fort, so dass du dich nicht erinnern kannst, welche Szenen gerade liefen oder was dein Gegenüber gerade gesagt oder gefragt hat. Ganz so, als ob du „woanders“ warst.

3. Schuld

Du fühlst dich schuldig, weil dir die Kraft fehlt, für deine Familie und Freunde da zu sein. Du fühlst dich schuldig, weil du die Zeit von Ärzten und/oder Therapeuten beanspruchst. Du fühlst dich schuldig, weil du bist, wie du bist. Weil du nicht genug bist. Schuldgefühle sind allgegenwärtig und du fühlst dich, als würdest du in Ihnen versinken

4. Vergesslichkeit

Du gehst in die Küche und vergisst, warum du dorthin gegangen bist. Du verlässt die Wohnung und als die Tür ins Schloss fällt, bemerkst du, dass der Wohnungsschlüssel noch in der Wohnung ist. Du verpasst Termine, die du dir nicht notiert hast. Alles, was du dir nicht aufschreibst gerät in Vergessenheit. und manchmal sogar das, was du dir aufgeschrieben hast.

5. Gereiztheit

Dir fällt ein Glas aus der Hand, die Einkaufstüte reisst oder jemand rämpelt dich aus Versehen an. Dinge, die passieren können und die ärgerlich sind. Aber für dich ist es, als ob in dir ein Vulkan ausbricht. Dich bringt die buchstäbliche „Fliege an der Wand“ dazu, aus der Haut zu fahren. Dein zweiter Name könnte Rumpelstilzchen sein.

6. Mangelnde Libido

Körperliche Nähe und/oder Berührungen, die über eine „unschuldige“ Umarmung hinaus gehen, fühlen sich nicht mehr gut an. Im Gegenteil. Sie werden zu etwas Unangenehmen. Das kann gerade in Partnerschaft zu einigen Spannungen führen. Auch Medikamente können dies auslösen oder verstärken.

7. Probleme den Haushalt zu bewältigen

Der Abwasch türmt sich in Bergen, die Wäsche ebenso. Die Fensterscheiben lassen gerade noch so Licht herein und die Staubschicht auf den Möbeln bewegt sich, wenn du vorbeigehst. Du schämst dich dafür und magst wegen dem Zustand  deiner Wohnung niemanden mehr zu dir einladen. Dich aufzuraffen und die Energie zum Putzen aufzubringen erscheint wie eine unlösbare Aufgabe.

8. Probleme mit der Nahrungsaufnahme

Entweder verlierst du ganz und gar den Appetit, vergisst zu Essen oder zu Trinken. Du verlierst somit einiges an Gewicht und leidest unter Müdigkeit, Kopfschmerzen und Energielosigkeit. Oder du versuchst die innere Leere mit Essen zu füllen. Passiert dies über einen längeren Zeitraum, ist eine Gewichtszunahme die Folge. Auch Verdauungsprobleme wie Durchfall, Verstopfung oder Sodbrennen können auftreten.

9. Mangelnde Hygiene

Energielosigkeit und mangelnde Motivation führen dazu, dass du die Körperhygiene vernachlässigst. Deine Zähne putzt du höchstens 1x am Tag, wenn überhaupt. Die Haare werden nicht gewaschen und auch nicht gebürstet. Waschen und Duschen werden zu Fremden. Bettwäsche, Handtücher, deinen Pyjama wechselst du für Wochen nicht. Es kostet einfach zu viel Kraft.

 

Einige der genannten Dinge mögen „harmlos“ erscheinen. Andere entsetzlich beschämend. Doch Wertung ist in diesem Fall niemandem eine Hilfe.

Du Musst Dich Nicht Schämen. Du bist nicht ALLEIN!

Wenn du von diesen oder anderen Symptomen betroffen bist, scheu dich nicht, mit jemanden darüber zu reden. Hol dir Hilfe. Falls du nicht weißt an wen du dich wenden sollst, hier habe ich einige Notfallkontakte hinterlegt.

Falls dir noch mehr Symptome einfallen, die so in keinem Lehrbuch stehen, erzähl mir gern in den Kommentaren oder per Mail davon.

Sei mutig, kleines Herz

K.

 

 

 

Yin Yoga Detox Workshop mit Frances im Ashtanga Yogaloft Leipzig

 

Kennst du das…du kommst in einen Raum und es duftet herrlich? Zum Beispiel nach Zitronengras. Du schaust dich um und suchst nach der Quelle des Duftes. So ging es  mir vor einigen Wochen. Ich ahnte es schon und dann sah ich den kleinen Difussor auf der Fensterbank stehen und musste schmunzeln. Denn auch in meinem Wohnzimmer steht ein Exemplar, die es meines Wissens nach leider noch nicht plastikfrei gibt, und beduftet uns. „Wie zuhause“ dachte ich und mein Wohlfühllevel stieg sofort .

Mmmmhhh….wie das hier duftet.

Frances Frühauf, Yin Yoga Teacher im Ashtanga Yogaloft, Leipzig

Wo war ich eigentlich? Im Ashtanga Yogaloft hinter dem Westwerk. Warum war ich da? Frances gab einen Yin Yoga Detox Workshop.

Ich praktiziere schon seit einigen Jahren Yoga. Mehr oder weniger regelmäßig. Ich bin Autodidakt und mach mein Yoga gern daheim für mich. Da ich mir jedoch für dieses Jahr (und auch für die folgenden Jahre, ach sagen wir einfach für den Rest meines Lebens) vorgenommen habe, mich mehr und bewusster um mich selbst zu kümmern dachte ich, es könnte nichts schaden, mal einen Workshop zu besuchen. Zumal ich mich bisher noch nicht mit Yin Yoga beschäftigt hatte. auf der Suche nach Workshops in Leipzig führte mich Google zum Ashtanga Yogaloft.

Ursprünglich wollte ich auch den Ashtanga Workshop machen, der am Samstag stattfand. Doch mein „XBauchX“ (schmerzender Bauch durch Magenentzündung und Reizdarm) ließ das nicht zu. Yin Yoga schien mir aber machbar zu sein.

Wieso? Und was ist eigentlich Yin Yoga?

Yin Yoga ist, im Gegensatz zu dynamischen und aktiven Yogaformen wie Ashtanga Yoga oder Vinyasa Yoga, eine eher passive Yogaform. Die Asanas sind vorwiegend sitzen oder liegend und werden bis zu 5 Minuten gehalten. So kann man sich mit jedem Atemzug tiefer in das Asana begeben. Der Atem fließt ruhig und gleichmäßig, während du Dehnung spürst und Entspannung erfährst.

Es werden auch Kissen, Yogablöcke und Decken verwendet, um bei jedem ausgeführten Asana so bequem und entspannt wie möglich zu sein. Yin Yoga ist auf eine Art meditativ und auf eine andere Art energetische Körperarbeit. Blockaden sollen gelöst werden, um das Chi (Lebensenergie) wieder frei fließen lassen zu können. Dafür werden auch bestimmte Punkte auf den Körpermeridianen (Energiebahnen) mithilfe von Akupressur stimuliert.

Yin und Yang…kennste oder?

Bei Yin und Yang fällt dir bestimmt direkt das schwarz-weiße Symbol ein, oder? Doch was steckt dahinter? Yin und Yang sind zwei Aspekte unseres Lebens, die zwar gegensätzlich sind, die aber eine Einheit bilden und nicht voneinander zu trennen sind. Sie ergänzen sich.

Yin beutetet „schattig“ und steht für die weibliche Energie. Dem Yin werden Eigenschaften wie erdig, beständig, ruhig, kühl und sanft zugeordnet.

Yang bedeutet „sonnig“ und steht für die männliche Energie. Dem Yan werden Eigenschaften wie extrovertiert, dynamisch, leistungsorientiert, heiß und kraftvoll zugesprochen.

Yin und Yang, so soll es das Symbol auch darstellen, steht für eine Dualität die stets in Bewegung ist. Wenn wir aktiv sind, wenn wir arbeiten, Sport machen, wenn wir in Schwitzen kommen sind wir  im Yang. Wenn wir zur Ruhe kommen, meditieren, uns entspannen dann sind wir mehr im Ying. Es ist wichtig, beides in Balance zu halten.

Wie war denn jetzt der Workshop?

Wir waren 10 Teilnehmer plus Frances, die uns durch den Workshop geführt hat. Es war Sonntag Vormittag. Die Sonne schien durch die Fenster des Yoga-Lofts. Von draußen klangen Stimmengewirr und Musik herein. Es war Kiezflohmarkt am Westwerk. Mein Weg zum Loft führte mich schon an allerlei Interessantem vorbei. Aber es war zehn vor 11 Uhr. Keine Zeit. Mein „SchnickSchnackHerz“ blutete ein wenig, denn mir blieb auch nach dem Workshop keine Gelegenheit, noch an den Ständen vorbeizuschlendern. (Fear of missing out schlug zu?)

Kiezflohmarkt am Westwerk, Leipzig

Der Raum war, wie oben schon erwähnt, erfüllt von Zitronengras-Duft. Als wir die Fenster schlossen kehrte auch Ruhe ein. Die Yogamatten waren sternförmig angeordnet und in deren Mitte stand ein Ensemble aus Kerzen, Blumen und Getränken. Die Mischung aus gespannter Stille, gedämpften Geräuschen von draußen und dem warmen Sonnenlicht auf dem Holzboden schuf eine beruhigende Atmosphäre.

 

Das Ashtanga Yogaloft , Leipzig

„Mein“ Platz beim Yin Yoga Detox Workshop

Nachdem Frances sich vorgestellt und Begrüßungsworte gesprochen hat, ging es auch schon mit einer Übung los. Wir sollten uns einen Partner suchen, dem wir 3 Fragen stellen sollten.

Wir sollten nur zuhören, den anderen anschauen und ihm Raum für sich und seine Gefühle geben. Gerade war ich noch erleichtert, dass es keine allgemeine Vorstellungsrund gab. Doch jetzt wurde mir mulmig. Ich spürte schon beim Betreten des Raumes, daß ich an diesem Tag sehr emotional war und auch viel „Gepäck“ dabei hatte. Ich mag es nicht, vor fremden Menschen in Tränen auszubrechen. Es Die Chance, dass genau dies hier passieren würde stand aber ziemlich hoch. Die Paare fanden sich recht schnell, sie waren nahezu alle schon als Paare gekommen. Als ich nach links schaute, saß da ein junger Mann. Ein fragender Blick, ein Kopfnicken und wir waren Übungspartner.

Die Übung war interessant. Ich hörte, was er mir sagte. Ich sah, wie ihn das bewegte und spürte, wie tief das ging. Auch bei mir als Zuhörer. Da war plötzlich eine Nähe, obwohl mir dieser Mensch fremd war. Dann war ich an der Reihe. Und ich konnte recht distanziert antworten. Nach außen. In mir rumorte es. Ohne Tränen allerdings. Zu sehen, was meine Worte beim Gegenüber auslösten war auch bewegend. Als Abschluss sollten wir uns in Dankbarkeit für 1 Minute in die Augen blicken. Hast du das schon mal probiert? Ich habe das als eine ziemlich spezielle, intensive Erfahrung erlebt.

Diese Übung hat also erste emotionale Schleusen geöffnet. Es folgte ein wenig Theorie über die TCM (traditionelle chinesische Medizin) und den anatomischen Verlauf der Meridiane. Wir suchten, fanden und pressten Triggerpunkte. Danach stimmte Frances uns mit ihrer ruhigen, sanften Stimme und einer Meditation auf die Übungen mit den Asanas ein. Die Meditation war sehr aufschlussreich, da sie meine mentalen Schranken für einen Moment öffnete. Ich weinte. Still. Befreiend. Mit geschlossenen Augen. Ich sah mir mein „Gepäck“ an. Ich visualisierte es. Und sah auch einen Weg vor mir. Den Weg, den ich gehen möchte. Die Praxis der Asanas empfand ich als angenehm. Obwohl ich die Dehnungen teilweise als Spannung empfand. Kein Wunder. In den letzten Monaten war ich yogamäßig ganz schön schludrig geworden.

Mein Fazit

Was ich am Ende des Workshops als sehr präsent empfunden habe, war die Ruhe, die sich in mir ausbreitete. Irgendwie fühlte ich mich losgelöst. Frei von Anspannung. Frances hat die Grundlagen in der Kürze der Zeit sehr gut vermittelt. Für Fragen war stets Raum und wenn jemand bei der Praxis Hilfe brauchte, war Frances direkt da und half.

Momente, wie dieser Workshop lassen mich das Leben lieben. Begegnung, Erfahrung. Mit mir selbst.

Hast du schon Erfahrungen mit Yin Yoga gemacht? Erzähl mir gern in den Kommentaren davon.

Liebe Grüße Kat 🙂

PS: Frances gibt jeden Mittwoch von 20-21.30 Uhr eine Yin Yoga Klasse im Ashtanga Yogaloft.

 

 

Sind wir nicht alle ein bisschen grün? – Die Initiative Grüne Schleife plus Give away

Sind wir nicht alle ein bisschen grün?  

Ja! Fast. Statistisch gesehen jede*r Dritte im Laufe eines Jahres.

 Hä?! Grün? Was soll das heißen?

Ganz einfach. Statistiken zeigen, dass pro Jahr jede*r Dritte von einer psychischen Erkrankung betroffen ist. Das betrifft in Deutschland rund 18 Millionen Menschen und ihre Angehörigen. Das ist eine ziemlich hohe Zahl, finde ich. Wenn man bedenkt, wieviele der Betroffenen sich aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas nicht trauen, offen darüber zu sprechen und sich Hilfe zu suchen. Ganz zu schweigen von dem Mangel an ambulanten Therapieplätzen, welcher zu unverhältnismäßig langen Wartezeiten führt. Ich selbst habe 9 Monate auf meinen Therapieplatz gewartet. Mein „Glück“   war und ist, dass mein Leidensdruck durch erlernte „Copingstrategien“ nicht akut hoch und somit Leib und Leben nicht in Gefahr war. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit hat nun in Deutschland die Initiative Grüne Schleife ins Leben gerufen. Die Kampagne ist ein Aufruf zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz und weniger Diskriminierung seelischer Leiden. Das erklärte Ziel des Bündnisses und seiner Partner ist es:

„Menschen jeden Alters in psychischen Krisen sollen Akzeptanz in der Gesellschaft erfahren und sich trauen können, ihre Probleme offen anzusprechen, um rechtzeitig Hilfe zu erhalten.“

Die World Federation for Mental Health (WFMH) hat die Grüne Schleife bereits in einigen Ländern weltweit etabliert. In Irland nennt sich die Kampagne zum Beispiel „See Change“. Dort wird jedes im Mai zum Tragen der Grünen Schleife aufgerufen, welche dann auch kostenlos verteilt wird.

Hier kannst du das Video der Kampagne anschauen.

Warum eine Schleife?

Das Tragen von farbigen Schleifen (Awareness ribbons) ist nicht neu. Sicher erinnerst du dich an die roten Schleifen, die Anfang der 90iger Jahre immer häufiger zu sehen waren und Sympathie für HIV-positive und AIDS-erkrankte Menschen signalisierte. Pinke Schleifen sind das Symbol, welches auf Brustkrebserkrankung und deren Betroffene aufmerksam machen soll.

Mit einer Schleife kann man diskret und doch aussagekräftig Farbe bekennen und seine Solidarität zeigen.

Warum jetzt?

Am 10.10. 2019 ist, wie jedes Jahr, der World Mental Health Day. Wie ich HIER  im Artikel schon erwähnt habe finden rund um dieses Datum vielerorts Aktionswochen mit zahlreichen Veranstaltungen zum Thema „Seelische Gesundheit“ oder „Psychische Erkrankungen“ statt. Passend zu der dadurch hoffentlich erhöhten Aufmerksamkeit, beginnt hier bei uns in Deutschland diese Kampagne im Herbst.

Wo bekommst du die Schleife?

Die Schleife ist grundsätzlich kostenlos und kann hier bestellt werden. Da die Nachfrage sehr groß ist (Wie schön!) kann die Lieferung mittlerweile bis zu 4 Wochen dauern. Über eine Spende freut sich das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit natürlich immer. 

Give away

Ich hatte mir gleich im August 50 Exemplare bestellt, die ich nun gerne verteile.    Bist du dabei? Mit dem Tragen dieser Schleife setzt du aktiv ein Zeichen gegen Stigmatisierung, Ausgrenzung und Tabuisierung von psychisch Erkrankten.

Schreib mir einfach eine Mail mit deiner Adresse an hello@herzmutig.de oder eine DM bei Instagram.

Ich freu mich von dir zu lesen.

Liebe Grüße Kat 🙂

 

 

Therapie Tag 3

 

 

Wir sind bei der Familienanamnese. Sie gab mir einen ausführlichen, mehrseitigen Fragebogen zum Ausfüllen mit. in den ersten Tagen habe ich mich davor gedrückt, diesen Bogen auszufüllen. Dann dachte ich mir: Hey, sei mutig. Das ist deine Geschichte. deswegen sitzt du heute hier. Du hast dich entschieden, diesen Weg zu gehen. Du möchtest Antworten. Du möchtest Klarheit. Du möchtest herausfinden, wer Kathrin ist, wenn du all deine Ängste, Sorgen und Zweifel ablegst. Dies hier ist einer der vielen Schritte auf diesem Weg. Das ist DEIN Weg. Sei mutig kleines Herz und geh nach vorn, Schritt für Schritt.

Im Innen herrscht Aufruhr. Will ich mich erinnern? An alles? Kann ich das?
Im Außen herrscht Irritation, da ich mich beim Beantworten der Fragen in „meinen Schutzmantel“ hülle und nicht mehr viel kommuniziere. Aus Irritation wird im Außen Unzufriedenheit bzw. Angst, ich könnte von meinem Rückzug nicht wiederkehren.

Zum Aufruhr im Innen gesellt sich Schuld. Ich möchte nicht, dass sich jemand abgelehnt fühlt. Ich kenne dieses Gefühl. Doch ich brauche gerade meinen Schutz. Wie kann ich beidem gerecht werden? Was wiegt schwerer? Schuld oder Schutzbedürfnis?

Ich wünsche mir ausserdem Verständnis.
Wäre es denn nicht schön, wenn im Außen eine weiche Decke der Liebe und des Verständnisses über mich gelegt werden würde? Oh ja. Das wäre es.

Hin- und Hergerissen, voll mit Erinnerungen, die weitere Erinnerungen aus der Tiefe holen. Betäubt. Und voller Schuldgefühl.
Im Innen und im Außen.

5 Wege gut mit Wut umzugehen

Wut, dieses brennende, feste, stechende Ding in mir, welches mir das Gefühl gibt, gleich zu explodieren. Gehört zu mir, wie es auch zu dir gehört. Wut ist eine der Emotionen, die wir Menschen zu fühlen imstande sind. Wie gut! Denn Wut setzt ungeheure Kraft frei, Wut ist pure Energie. Wenn man aber nicht gelernt hat, diesem Gefühl Raum zu geben, es zu spüren ohne sich schlecht dabei zu fühlen, führt Wut in den meisten Fällen zu Konflikten, zerstörten Gegenständen oder auch Krankheiten. 

Wie ich auch in meinem Artikel „Tut Wut Gut?“ erwähnt habe, ist uns oft schon als Kindern beigebracht worden, daß Wut ein negatives, unangebrachtes Gefühl ist. 

Ein Beispiel: Mutter und Kind sind im Supermarkt. Das Kind entdeckt etwas, das es haben will. Sagen wir, eine Süßigkeit. Mama lehnt ab. Das Kind bekommt einen roten Kopf, ballt die Fäuste und fängt an zu schreien.

Die anderen Besucher schauen sich nach der Szene um, schütteln die Köpfe. Mama fühlt Ärger, weil das Kind protestiert. Sie wird unruhig. Und sagt Sätze, wie :

  • Hör auf wütend zu sein.
  • Mama wird böse (hat dich nicht mehr lieb), wenn du so rumschreist.
  • Was sollen denn die Leute von dir/uns denken/sagen?
  • Sei fein lieb, dann bekommst du die Süßigkeit.

Mit diesen oder ähnlichen Sätzen erfolgt eine Prägung. 

  • Wut ist falsch. Wut ist schlecht.
  • Wenn du wütend bist, geht es den Menschen um dich herum schlecht. Sie leiden unter dir und deiner Wut.
  • Du bist nicht richtig, weil du wütend bist.

Jedes Mal, wenn also das Gefühl der Rage über uns kommt, erinnern wir bewusst oder unbewusst an die Formulierungen. Ein ungutes Gefühl macht sich breit.

Wenn ich ärgerlich oder wütend war und bin, fühle ich mich sehr unwohl, schuldig und „nicht richtig“. Dieses Gefühl darf nicht sein. Aber zur Hölle (ich fluche dann auch gern mal), dieses Ding, dieser Klumpen im Bauch, der ist doch da! Was soll ich, verdammt noch mal, jetzt damit tun?!

Es gibt verschiedene Methoden die du ausprobieren kannst, wenn du auf dem Weg in die Raserei bist.

Ich möchte dir 5 davon nennen.

1.Aufmerksamkeit

Hierbei geht es darum, schon die ersten Anzeichen des Gefühls zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Wenn du also spürst, dass sich da etwas in deinem Bauch zusammenzieht, dein Herz bis zum Hals klopft und deine Atmung sich verändert, solltest du kurz innehalten und nachspüren. Damit nimmst du bewusst war, was du gerade fühlst. 

2.Atmen

Konzentrier dich auf deine Atmung. Atme tief und langsam durch die Nase ein. Halte die Luft in deiner Lunge und zähle bis 4. Dann

Atme langsam und bewusst durch den Mund wieder aus. Lass die Lippen nur leicht geöffnet. Konzentrier dich auf den Luftzug, den du dabei spürst. Wiederhole das 10 Mal. Solltest du mitten in einem Gespräch sein und es kommt dir komisch vor, dies vor deinem Gegenüber zu tun, mach weiter mit Punkt 3.

3.Verlass den Schauplatz

Geh aus dem Raum, entferne dich vom Auslöser deiner Wut. So gewinnst du Abstand und Zeit, bis die Welle der Emotion wieder abebbt. Fühle, was da ist, ohne jedoch zu handeln. „Hey Wut. Ich sehe dich, ich spüre dich. Du darfst da sein.“ 

4.Loslassen

Wenn du die Möglichkeit hast, schrei laut (allein im Auto z.B.). Oder schnapp dir ein Kissen, wenn du zuhause bist und das du wahlweise schreist oder boxt. Oder du gehst/läufst eine Runde um den Block. Laufen, Schreien und Boxen bauen die Energie ab, welche durch die Wut freigesetzt wird. Dabei werden die ausgeschütteten Stresshormone abgebaut und dein Körper kann sich wieder entspannen.

5.Mitteilen

Sprich über dein Gefühl. Sag : „Ich bin gerade stinksauer! Sauwütend!“ Dann wissen die Menschen in deiner Umgebung, wie es dir geht und du gibst Ihnen die Möglichkeit sich auf dich und deine Stimmung einzustellen. Gleichzeitig schaffst du dir damit Raum und Gehör. Und du gewinnst Zeit, achtsam mit deiner Emotion umzugehen.

 

Sicher funktioniert nicht jede der hier vorgeschlagenen Methoden für dich. Probier einfach aus, was für dich passt und stimmig ist.

Es gibt aber auch Dinge, die du definitiv nicht tun solltest, wenn du wütend bist.Denn die europhysiologischen Vorgänge in deinem Körper hindern dich für eine gewisse Zeit daran rational und bedacht zu handeln.

Hiervon lässt du besser die Finger, solange du dich wie das „Rumpelstilzchen“ fühlst:

  • Essen: In solchen Momenten greifen wir meistens zu „Seelentröstern“, weshalb man auch von emotionalem Essen spricht. Wir greifen zu Sachen, die ungesund, zu fettig und zu süß sind. Du wirst dich hinterher nicht bzw. Nur kurzzeitig besser fühlen.
  • Auto fahren: Durch das zurückgedrängte logische und rationale Denken und Verhalten haben wir so etwas wie einen „Tunnelblick“. Das führt zu herabgesetzter Aufmerksamkeit und Leichtsinnigkeit. Das Risiko führ einen Unfall ist dadurch erhöht.
  • Einkaufen: „Frustshoppen“ ist ähnlich wie „Frustessen“. Es gibt nur kurzzeitig Befriedigung. Hinterher fühlen wir uns aber nicht wirklich besser.
  • Gespräche führen/E-mails schreiben: Unsere Konzentration ist herabgesetzt und wir neigen dazu, aus einem Impuls heraus Dinge zu schreiben oder zu sagen, die wir hinterher bereuen könnten. 

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es nicht immer gleich funktioniert, sich neue Wege im Umgang mit einem heftigen Gefühl wie der Wut anzueignen. Das ist ein Lernprozess. Auch ich neige oft dazu, mich selbst zu kritisieren, wenn Dinge nicht funktionieren, wie ich sie mir vorgenommen habe. Sei geduldig mit dir selbst. Schon die Tatsache, dass du dich mit dir und deinen Emotionen auseinandersetzt, ist ein wichtiger und guter Schritt.

Und wie Oma immer sagte: „Übung macht den Meister“.

Eine Freundin hat mir übrigens noch einen NotfallGeheimTipp mit auf den Weg gegeben.

Trink langsam ein Glas stilles Leitungswasser. Das wirkt beruhigend und stimuliert den Parasympathikus. Er ist ein Teil des vegetativen Nervensystems und auch als „Ruhenerv“ oder „Erholungsnerv“ bekannt.

Wie gehst du eigentlich mit Gefühlen wie Ärger oder Wut um? Was hilft dir? Und wovon würdest du abraten?

Tut Wut gut?

Neulich schickte mir meine jüngste Tochter eine WhatsApp Nachricht mit einem Sticker. Zu sehen war eine weibliche Person, die wütend das Gesicht verzog. „Mama, das bist du, wenn du wütend bist.“ schrieb sie.
Erst musste ich grinsen und dachte so etwas wie : Ach dieses Kind.
Dann fühlte ich mich unangenehm berührt, ich fühlte mich ertappt.

Was war da los?

Wütend zu sein, sich zu ärgern ist doch ein normales Gefühl.
Ein Gefühl, das wir alle kennen und fühlen.
Sollte man meinen.

Die Realität sieht jedoch anders aus.
Wut ist ein negatives Gefühl. Negative Gefühle sind in unserer Gesellschaft nicht gern gesehen. Im Christentum gilt Zorn Wut sogar als Todsünde. So neigen wir Menschen dazu, negative Gefühle wegzuschieben, zu unterdrücken.

Mir persönlich macht Wut oft auch Angst. Die Wut anderer Menschen, aber auch  meine eigene. Aus Wut entstehen Konflikte. Mit Konflikten kann ich gar nicht gut umgehen. Konflikte müssen vermieden werden. Konflikte können zu einem schmerzhaften Kontrollverlust führen. Konflikte führen zu Ablehnung. Diese z.T. unbewusste Überzeugung beruht auf meiner Prägung als Kind und meiner Erfahrung im Erwachsenenalter. So hatte ich es gelernt.

Gefühle wollen gefühlt werden

Wenn wir Gefühle unterdrücken, verbessert sich die Situation nicht unbedingt. Im Gegenteil kann unterdrückte Wut sich sehr negativ auf unsere psychische Gesundheit auswirken. Generell haben unterdrückte Gefühle eine große Wirkung auf Körper und Geist. So wird das Immunsystem geschwächt und wir werden anfälliger für Infekte. Bluthochdruck, Magenprobleme, Diabetes, Herzerkrankungen können auftreten. Auf mentaler Ebene kann es zu Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen kommen.

Wo kommt Wut eigentlich her?

In einem Bereich unseres Hirns befindet sich das limbische System. Dazu gehört die Amygdala, auch Mandelkern genannt. Sie befindet sich auf Schläfenhöhe der beiden Hirnhälften, hat verschiedene Funktionen und ist der Ort, an dem Emotionen wie Angst oder eben Wut entstehen. Die Amygdala ist über Nervenfasern mit unserer Großhirnrinde, dem Thalamus und dem Hypothalamus verbunden. Sie verarbeitet Reize von Augen und Ohren und „entscheidet“ welche Emotion als Folge des Reizes entsteht. Während unser Frontallappen die Amygdalla normalerweise hemmt und uns kontrolliert und bedacht handeln lässt, übernimmt diese wenn wir uns in „Gefahr“ befinden das Ruder und hemmt den Frontallappen. Es entsteht eine Emotion, die sich für den Moment schwer kontrollieren lässt. Auf klörperlicher Ebene werden Stresshormone ausgeschüttet , Muskeln spannen sich an, das Herz schlägt schneller, die Atmung wird flacher. Dieser Ablauf hat sich nicht geändert seit wir Menschen noch in Höhlen gelebt haben, das limbische System gehört evolutionär zu den ältesten Arealen unseres Gehirns. Wir sind also körperlich bereit, den Säbelzahntiger zu erschlagen, der es wagt uns anzugreifen oder weit wegzulaufen.

„…du hast da Gewitterwolken im Gesicht.“

Auch mimisch verändern wir uns durch die Wut oder den Zorn. Wir kneifen die Augen zusammen, pressen die Lippen aufeinander oder zeigen auch mal Zähne. Das schönste Gesicht kann zur Fratze werden. Oder wie meine Tochter es ausdrückt: „Mama, du hast da Gewitterwolken in deinem Gesicht“

Wohin mit der Welle des Gefühls?

Was tun, wenn es in uns kocht und brodelt und wir den Drang verspüren, etwas gegen die Wand zu werfen, die Faust auf den Tisch zu schlagen oder mit dem Fuß zu stampfen? Bis Zehn zählen, atmen, kurz vor die Tür gehen. Und wenn man allein ist kann man auch mal schreien oder in ein Kissen boxen.

Mehr Tipps findest du hier.

Emotionen dauern nur 90 Sekunden

Es ist hilfreich, sich daran zu erinnern das Gefühle wellenförmig verlaufen. Sie bauen sich auf, der Moment der Rage ist quasi die Spitze der Welle und dann rollt die Welle der Emotion weiter und ebbt ab. Laut der Neurowissenschaftlerin Dr. Jill Bolte Taylor  dauert eine Emotion im Schnitt 90 Sekunden um alle Bahnen im Hirn zu durchlaufen.

Danach ist es uns wieder möglich die Situation sachlich zu bewerten und kontrolliert zu reagieren. Unser Frontallappen hat dann die Amygdala wieder eingefangen und übernimmt erneut die Führung.

Theoretisch ganz leicht

Allerdings kann es auch sein, dass wir die Wut nicht abebben lassen, sondern sie mit unseren Gedanken festhalten und füttern, so dass sie wieder wächst und größer wird bzw. andauert. Wenn ich mich zum Bespiel immer wieder daran erinnere oder davon erzähle, wie mir jemand den letzten freien Parkplatz vor dem Supermarkt weggeschnappt hat. Damit halte ich etwas wach, das schon längst vergangen ist.

Jedes Gefühl ist ein gutes Gefühl

Alle Gefühle sind Teil unseres Seins. Sie dürfen alle da sein. Wenn wir schon als Kinder gelernt habe, dass nur bestimmte Emotionen erlaubt oder erwünscht sind, suchen und finden wir Wege, diese wegzudrücken oder zu übergehen. Doch wie schon oben im Text zu lesen ist, schaden wir uns auf Dauer mehr damit, als uns bewusst ist. Eckart Tolle beschreibt Emotionen als „Wetter“. Wir können sie nicht beeinflussen, doch wir können unseren Umgang mit ihnen beeinflussen.

Hier passt dann auch der Surferspruch:

In diesem Sinne: Hab keine Angst vor deinen Gefühlen. Just let it flow.

 

Therapie Tag 2

Sie fragte mich, ob ich manchmal außerkörperliche Erfahrungen habe. Habe ich nicht. Aber ich dachte darüber nach. Und so würde es wohl aussehen, wenn ich mich beobachten würde. War es das, was sie meinte?
Ich beobachte mich wirklich. Von innen. Um zu verstehen. Um zu hinterfragen. Um zu wachsen.
Das ist Arbeit.
Das macht Sinn.

Und während sie an die 50 von 100 Fragen stellt, stelle ich verwundert fest, wie kurz meine Antworten bei manchen sind. „Nein. Nein . Was meinen Sie? Ach so…Nein.“
Und das andere sich nicht mit einem Satz beantworten lassen.
Das Erinnern öffnet Türen.
Und ich wappne mich, dem was dahinter ist, zu begegnen.
Radikale Akzeptanz. Das war alles schon da. Es wird nicht dasselbe sein, wenn ich es nochmal erinnere und fühle. Es ist nur eine Erinnerung.
Keine Gefahr im Hier und Jetzt.

Leipziger Wochen der Seelischen Gesundheit vom 27.09. – 14. 10.2019

„Heute schon für dich gesorgt?“

ist dieses Jahr das Motto der „Leipziger Wochen der Seelischen Gesundheit“. Zum 8. Mal lädt das Leipziger Bündnis gegen Depressionen e.V. alle 2 Jahre zu einem vielfältigen Programm rund um das Thema seelische Gesundheit ein. Mehr als 2 Wochen präsentieren verschiedene Veranstalter ein Programm mit vielen informativen, kursiven und präventiven Angeboten.

Theateraufführungen, Schnupperkurse zum Thema Stressbewältigung, Vorträge, Wanderungen durch den Auenwald, Kinofilme, Yogakurse und eine Radtour sind nur einige der Aktionen. Die Akteure laden die Leipziger/innen und natürlich auch Gäste unserer Stadt dazu ein, sich mit der Thematik der Seelischen Gesundheit vertraut zu machen. Ziel und Wunsch der Veranstalter ist es über psychische Erkrankungen aufzuklären, Hilfsangebote und Therapiemöglichkeiten aufzuzeigen, Vorurteilen und Stigmatisierung bezüglich psychischen Krankheiten entgegenzutreten.

Hier kannst du einen Blick in das aktuelle Programmheft werfen.                              Programmheft der 8. Leipziger Wochen der Seelischen Gesundheit

Ich lade dich hiermit ?ich ein vorbeizuschauen. Vielleicht ist auch etwas für dich dabei.

Das Leipziger Bündnis gegen Depressionen e.V. engagiert sich seit 10 Jahren für die Förderung des gesundheitlichen Wohlbefindens psychisch Erkrankter mit Depressionen. Die Arbeit des Vereins richtet sich nicht nur an Betroffene und/oder Angehörige sondern an alle, die mit dem Thema Depressionen in Berührung kommen. Sei es nun privat oder beruflich.

Die Vereinsmitglieder setzen sich aktiv für die Akzeptanz von psychischen Erkrankungen ein und möchten damit einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Betroffenen leisten.

Auf der Homepage des Vereins findest du Adressen, Telefonnummern für den Krisenfall, viele Infos, Links und Veranstaltungshinweise zum Thema Depressionen.

Es tut so gut, zu wissen:

WIR SIND NICHT ALLEIN!

Das ist dein Weg!

Du. Du hast ein Trauma erlebt. Du hast die Angst, den Schmerz und die Erinnerung bei dir. Immer. Doch unser Gedächtnis gönnt uns auch Pausen.
Du hast einen Weg gefunden, mit dem Erlebten zu leben, weiterzuleben.

Nach vorne zu blicken und zu gehen. Die Spuren lassen sich nicht verwischen. Aber du kannst lernen, sie zu lesen. Und loszulassen.
Das Festhalten an Gefühlen wie Verzweiflung, Ohnmacht, Wut und Groll, ja, vielleicht auch Hass, raubt so viel Kraft und Energie.
Wenn du loslässt, dann kannst du all diese Kraft für dich nutzen.
Niemand hat das Recht, dich für deinen Weg der Akzeptanz und für deine Bewältigungsarbeit zu verurteilen.
Niemand hat das Recht, in Frage zu stellen, wie du überlebt hast. Dies ist der Grund warum du heute hier bist.
Niemand hat gesagt, es würde einfach werden. Aber wenn du deinen Frieden nach einem Trauma gefunden hast oder noch dabei bist, ihn zu finden solltest du dich nicht aufhalten lassen.
Ratschläge. Mentale Unterstützung. Verständnis. Sind so wichtig und gut.
Schuldgefühle erzeugen, Dir das Gefühl geben, dich ständig rechtfertigen zu müssen, an deinen Entscheidungen zweifeln. Werden Dir nicht helfen.

Glaub an dich.
Jeden Tag auf‘s Neue.
Sei gütig mit dir. Du bist nicht schuldig. Aber auch kein Opfer.
Du hast das überlebt!
Deine Seele hat Fürsorge verdient!
Liebe versteht. Manchmal auch nicht.
Doch nach allem was war ist eines klar:

Dein Herz hat Frieden verdient!

Von Giraffen und Wölfen oder Die Kunst des Kommunizierens

„Es gilt das gesprochene Wort“ ist der Titel eines Filmes, den ich nicht gesehen habe. Obwohl ich kurz darüber nachdachte. Aber die Triggergefahr schien mir zu hoch, weshalb ich den Gedanken verwarf.

Der Titel an sich blieb noch eine Weile in meinem Kopf hängen und ich begann nachzudenken, was dieser Satz „Es gilt das gesprochene Wort“ für mich ausdrückt.  Ich begann zu interpretieren. Ich bin eine Wortliebhaberin. Geschrieben und gesprochen. Alles schön. Ausdruck, Artikulation schmücken und untermalen. Worte werden zum Genuss. Worte werden zu Kunst.

Worte sind aber auch der alltägliche Weg, über den wir den Großteil unserer Verständigung bewältigen.                                                                                      Kommunikation ist eines der wichtigsten Werkzeuge im Umgang miteinander.
Erst vor ein paar Tagen ist mir wieder bewusst geworden, wie mächtig sie ist.

Worte allein sind schon mächtig. Aber auch die Art und Weise, wie wir sie ausdrücken, wie wir uns ausdrücken, hat Einfluss auf uns und darauf, wie ein Gespräch verläuft.
Missverständnisse. Passieren leicht. Ein Blick oder ein Wort können die komplette Stimmung zwischen Menschen verändern und sogar Verbindungen  zwischen Menschen lösen. Was wirklich wichtig ist, ist wie wir damit umgehen, wenn wir bemerken, dass wir missverstanden wurden oder dass wir missverstanden haben.

So ein Mis(s)t…verständnis

Oft empfinde ich ein Gefühl des Unverstandenseins, der Verletzung, der Enttäuschung welches nach einem Streitgespräch, einer Diskussion zurückbleibt. Die Erinnerung an dieses Gefühl schwingt dann, ungewollt beim nächsten Zusammentreffen mit der Person mit, was den Verlauf der weiteren Gespräche nachhaltig beeinflussen kann.

Als ich mich auf die Suche nach einer Möglichkeit machte, die Art und Weise meiner Kommunikation zu verbessern landete ich bei der Methode der „Gewaltfreien Kommunikation“(GfK). Dabei irritierte mich das Wort „gewaltfrei“.     Welche Gewalt? Ich kommuniziere doch mit Worten. Und mit Gesten.                         In der GfK steht Gewalt jedoch für die Art des Denkens und Sprechens, die von moralischen und persönlichen Urteilen und Bewertungen geprägt ist. Dinge wie gut und böse, richtig oder falsch. Gewalt in Form von Beleidigungen, Beschimpfungen. Dabei werden Gefühle verletzt und Bedürfnisse übergangen. Dies ist ein Verhalten, welches eher unbewusst geschieht, doch in dessen Folge ernsthafte Konflikte entstehen können.

Konflikte oder Streitigkeiten an sich sind nichts Ungewöhnliches. Wir Menschen sind Wesen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, die manchmal nicht miteinander vereinbar sind. Es kommt letztendlich drauf an, wie wir diese miteinander kommunizieren und ob wir konstruktiv streiten oder diskutieren können.

Kann man streiten lernen?

Anfang des Jahres besuchte ich ein Seminar für Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Dies war ein eindrucksvolles Wochenende.
Joanna, die das Seminar leitete, ist eine charismatische , junge Frau. Sie ist nicht nur Trainerin für GfK, sondern auch Musikerin. Ihr gelang es nahezu mühelos, unserer kleinen Gruppe eine Thematik zu vermitteln, die so umfangreich ist, dass ein Wochenende nicht ausreicht, um diese Art der Kommunikation nicht nur kennenzulernen, sondern auch zu leben.

GfK ist eine Methode miteinander in Kontakt und Austausch zu gehen, welche von Wertschätzung geprägt ist.
Die Wertschätzung der Bedürfnisse des anderen. Aber vor allem auch das Erkennen und Wertschätzen der eigenen Bedürfnisse. Empathie und Selbstempathie.
Dies erfordert Aufmerksamkeit* und Übung. Vor allem erfordert es Geduld*.

*Dinge, die uns im Alltag mit Smartphones und Zweitjobs, mit Kindern und Partnern häufig abhanden kommen. Zumindest stehen sie oft nicht ganz oben auf der Prioritätenliste und treten in den Hintergrund.

Joanna benutzte bei dem Seminar, ähnlich wie Rosenberg es tat, die Symbolik der Giraffe und des Wolfes. Die Giraffe steht für ein einfühlsames, mitfühlendes, freundliches, klares Verhalten, welches eine Verbindung zwischen Menschen ermöglicht. Als Landtier mit dem größten Herzen und dem langen Hals symbolisiert sie Weitblick und Herz. Der Wolf steht für gewaltvolles, aggressives Verhalten, welches eine Verbindung eher verhindert. Er symbolisiert Kritik, Bewertung, moralische Verurteilung und Schuldzuweisungen.

Oft werden Gespräche in Wolfssprache geführt und erzeugen wölfische Reaktionen. Der Wolf beißt verbal zu. Wir sprechen oft auch zu uns selbst in Gedanken in Wolfssprache. „Giraffensprache“ hingegen ist verbindend, wertschätzend und liebevoll. Die Giraffe spricht von „Herz zu Herz“.

Marshall Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation, Die Kunst des Kommunizieren, Von Giraffen und Wölfen

Marshall Rosenberg 1990

Die mit dem Wolf tanzt….

Joanna setzte sich also in den Übungen jeweils ihre Giraffen- oder Wolfsohren auf und verdeutlichte somit die Ausdrucksweise und das Verhalten der jeweiligen Symboltiere. Spielerisch. Wer jetzt an Kindergarten-Methodik denkt liegt ganz und gar falsch. Im Gegenteil. Durch die Symbolik wird das Konzept der GfK sehr verständlich und deutlich. Jeder erkennt den Wolf und die Giraffe in sich.

Das Konzept der „Giraffensprache“ basiert im Wesentlichen auf 4 Schritten:

♦ Beobachtung bzw. Wahrnehmung Was ist geschehen?
♦ Gefühl Wie geht es mir?
♦ Bedürfnis Was brauche ich?
♦ Bitte Wie kann mein Bedürfnis erfüllt werden?


Hier ein kleines Beispiel aus meinem Alltag. Das große Kind lässt Dinge im Wohnzimmer und in der Küche herumliegen, während ich arbeiten bin. Ich komme heim und ärgere mich. Ich gehe zu ihr und sage: „Ich bin frustriert, weil du immer alles herumliegen lässt. Du bist unordentlich oder faul. Auf jeden Fall nervt es mich nach Hause zu kommen und die Wohnung so vorzufinden!“. 

Meine Aussage ist absolut wölfisch, voller Bewertung, Vorwurf und Schuldzuweisung. Als Reaktion kommt dann etwas wie: „Immer meckerst du nur rum. Du kommst nach Hause und hast etwas an mir auszusetzen. Lass mich in Ruhe!“. Stell dir jetzt noch eine knallende Tür vor, dann passt die Situation in etwa.

Die Giraffe würde sagen: „Ich bin frustriert (Gefühl). Ich komme nach Hause und die Wohnung ist unordentlich (Beobachtung). Ich brauche Ordnung und Sauberkeit, um mich zuhause wohlzufühlen. (Bedürfnis) Räumst du bitte auf, wenn du etwas in Unordnung bringst? (Bitte) 


Hinter jedem Gefühl, das in uns entsteht, steckt ein Bedürfnis. Und es ist nicht immer möglich sich mit Gefühlen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Manchmal wollen wir einfach wie ein Wolf heulen und die Zähne zeigen. Es geht nicht darum ständig „giraffisch“ zu sprechen. Beide, Wolf und Giraffe, haben Ihre Daseinsberechtigung und gehören einfach zu uns. Wir sollten Sie einfach miteinander „Tanzen lassen“, bewusster kommunizieren, bewusst und achtsam agieren, anstatt „nur“ impulsiv zu reagieren.

Es ist wirklich spannend, wie man durch die GfK mit sich selbst und anderen in (wieder) Verbindung treten kann. DfK basiert auf Wertschätzung und ist viel mehr als nur ein Kommunikationsinstrument. GfK ist mehr als nur Sprache. Es ist eine Lebenseinstellung.

Ich gebe zu, mitunter finde ich die Ansätze Rosenbergs etwas zu spirituell. Aber der Grundgedanke der allem übergestellten Empathie und Wertschätzung spricht mein achtsames Selbst total an und macht diese Methode, die eigentlich keine ist, für mich so interessant.

„Es gibt keine Methode, es gibt nur Achtsamkeit.“ (Krishnamurti)

Mein Fazit

Nach dem Wochenende in der Mutfabrik habe ich immer wieder darüber nachgedacht, wann und wie ich wertschätzend und bedürfnisorientiert kommuniziere. Und wie ich das ändern kann. Denn mir wurde bewusst, wie groß meine Defizite sind.
Was nicht bedeutet, dass ich nicht instinktiv versuche, die Bedürfnisse des anderen zu erahnen. Es gelingt nur nicht immer.
Was mich persönlich dann wirklich betroffen macht. Manchmal grenzt das Gefühl sogar an Verzweiflung.

Warum werde ich nicht gehört? Warum werde ich nicht verstanden?
Warum versteht die/der andere nicht, worum ich bitte. Was ich brauche?             Warum empfindet mein Gegenüber meine Bitte als Vorwurf? Warum empfinde ich Worte als Vorwurf oder Kritik, als Angriff, welche nicht als solche gemeint waren?

Mir vorzustellen, was im Kopf des Gegenübers gerade passiert, prägt meine Art zu kommunizieren. Denn die Art dieser Vorstellung macht etwas mit mir.
In meinen Gedanken läuft ein Szenario ab, ein Worst-Case-Szenario.
Instinktiv versuche ich, dieses zu vermeiden und fahre alle Geschütze (meiner Meinung nach) auf. Das ist anstrengend, lenkt vom eigentlichen Grund des Gespräches ab und ist absolut nicht zielführend.

Erst heute, als ein wieder mal ein Gespräch in einem (oder mehreren) Missverständnis endetet, fiel mir dieses Seminar wieder ein, weil ich bemerkt habe, dass ich das Gelernte zwar gehört und aufgeschrieben habe, jedoch bei der Umsetzung im Alltag an den (meinen) alten Mustern scheitere.

Auch wenn es in Joannas Seminar Übungen und Rollenspiele gab, die das Verständnis für die GfK erleichterten und die Grundlagen anschaulich machten, braucht es einiges an Übung und Gewöhnung um den Ansatz der GfK und die Methodik im Alltag zu verinnerlichen und adäquat anzuwenden.

Die Übung macht den Meister

Ich habe mich entschieden, ein Aufbauseminar zu belegen bzw. die offenen Übungsgruppen zu besuchen, die hier in Leipzig angeboten werden. Denn ich glaube auch, daß mich dieses Üben bei meiner aktuellen Gesprächstherapie und vielen anderen Bereichen des Lebens unterstützen und begleiten kann.

Wenn du mehr über die GfK erfahren möchtest, schreib mir gern. Google ist natürlich auch hilfreich, besonders wenn es um spezielle Angebote in deiner Stadt geht.