Gefühlte Realität
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Psychosomatik – meine Erfahrungen

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Körper und Geist sind zwei, die selten getrennte Wege gehen

Diese Nachricht macht mir Bauchschmerzen, dachte ich, als ich eine Email vom Grundschullehrer meiner 8-jährigen Tochter erhielt, in der er um ein dringendes Elterngespräch bat, da sich mein Kind mit Sorgen an ihn gewandt hatte. Sofort fühlte ich dieses Krampfen in meinem Bauch. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und meine Atmung sich veränderte. Mir war kalt und dann wieder warm und ich begann zu schwitzen. Mein Kopf füllte sich mit Gedanken, die um mein Kind kreisten. Und mit den Sorgen kam der Kopfschmerz, der sich grinsend zum Bauchschmerz gesellte.

Sicher kennst auch du Momente, in denen eine bestimmte Situation eine körperliche Reaktion in dir hervorgerufen hat.

Wir alle haben seit Kindertagen Redewendungen gehört, wie : 

Das schlägt mir auf den Magen. 

Etwas sitzt mir im Nacken. 

Ich trage eine schwere Last auf meinen Schultern. 

Es ist kein Märchen, dass unser Körper auf unsere Psyche reagiert oder umgekehrt bzw. das beide miteinander verbunden sind, nicht voneinander zu trennen.

Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen sehr häufig auch körperliche Symptomatiken zeigen.

Man spricht von Psychosomatik. 

Hier eine Definition von der UPD (Unabhängige Patientenberatung Deutschland)

https://www.patientenberatung.de/de/gesundheit/krankheit-von-a-z/psychosomatische-erkrankungen

Was sind psychosomatische Erkrankungen?

Wenn seelische Belastungen körperliche Beschwerden hervorrufen − zum Beispiel im Rahmen von beruflichen oder privaten Konflikten −, spricht man klassischerweise von psychosomatischen Erkrankungen. Durch den Einfluss der Seele (Psyche) auf den Körper (Soma) kann sich der Patient krank fühlen, ohne dass der Arzt eine organische Ursache findet. Diese Erkrankungen werden auch als funktionelle Störungen oder somatoforme Beschwerden bezeichnet.

Heute weiß man, dass die Psyche auch Einfluss auf das Ausbrechen, die Beschwerden und den Verlauf organischer Erkrankungen hat. Umgekehrt wirken sich organische Erkrankungen in unterschiedlichem Ausmaß auf die Psyche aus. Eine klare Trennung in psychosomatische Erkrankungen und rein psychische oder rein somatische Erkrankungen ist häufig nicht möglich.

Die Symptome psychosomatischer Erkrankungen können sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel Magen- und Darmbeschwerden, Kopf- oder Rückenschmerzen, Herzrasen, Ohrgeräusche, Schwindel, Juckreiz oder chronische Erschöpfung. Oft sind die Beschwerden von starken die Krankheit betreffenden Ängsten begleitet. Auch Essstörungen wie Magersucht und Ess-Brech-Sucht werden zu den psychosomatischen Erkrankungen gerechnet.

In meinem Fall sind das im Groben 3 prägnante Bereiche, in denen mein mentaler Zustand sich widerspiegelt.  (Es gibt natürlich noch kleine Zipperlein hier und da, die ich auch dazuzählen könnte, aber darauf werde ich in diesem Post nicht eingehen.)

Indikator #1 Meine Haut

 Wenn ich unter Druck stehe, blüht mein Gesicht rund um den Mund herum. Meistens am Kinn. Das sind keine herkömmlichen Pickel. Das sind schmerzhafte Knubbel die eine Woche lang nichts tun, außer sich störend in meinem Gesicht breit zu machen. Irgendwann manipuliere ich dann herum, obwohl nichts zu sehen ist. Ich spüre aber, dass das Übel in der Tiefe sitzt. Es pocht und zwickt, die Haut spannt, sogar die Lymphknoten in der Umgebung schwellen an. Einmal geöffnet offenbart sich der Inhalt. Doch damit nicht genug. Der Heilungsprozess dauert dann mehrere Tage, manchmal Wochen an. Ich fühle mich verunstaltet. Gezeichnet. 

Disclaimer zum nächsten Punkt: Es ist nicht das schönste Thema, sehr intim, aber dennoch wichtig und ausschlaggebend für das Wohlbefinden der Betroffenen.

Indikator #2 Mein Bauch oder mein Darm 

Seit nunmehr 13 Jahren leide ich unter täglichen Durchfällen, einem aufgeblähten Bauch, der eine Schwangerschaft im 4. Monat vermuten lässt, und krampfartigen Bauchschmerzen. Ich komme auf ca. 10 Toilettengänge am Tag, die schon mal 20-30 Minuten andauern können. 

Ich litt ich unter starken Schmerzen und der ständigen Sorge, Termine verspätet zu erreichen  oder ganz zu verpassen. Stets die Panik, in der Arbeit nicht rechtzeitig von der Toilette zurück zu sein oder sie für die anderen Kollegen zu lange zu blockieren. Bekommt mein Körper so überhaupt die nötigen Nährstoffe, wenn doch alles so unverdaut hindurch rutscht?

Ich ging zu verschiedenen Ärzten. Oft wurde die psychische Komponente und das Thema Reizdarm ins Spiel gebracht.

Im letzten Jahr dann, nachdem ich schon mehrere Magen- und Darmspiegelungen hinter mir hatte, bekam ich die Diagnose Fructoseintoleranz. Erleichterung machte sich breit. Ich hatte einen Ansatzpunkt. Nun musste ich austesten, was ich noch essen kann und wieviel ich vom jeweiligen Lebensmittel vertrage.

Zum ersten Mal seit langem Zeit hatte ich durch den Verzicht auf fructosehaltige Lebensmittel schmerzfreie Phasen und normalen Stuhlgang. Der Verzicht auf Fructose und der achtsame Konsum fällt mir bis heute nicht leicht, da ich Obst liebe. Mir war auch gar nicht bewusst, wie viele Lebensmittel Fruchtzucker enthalten.

Leider muss ich abschliessend erwähnen, dass die Symptomatik seit einigen Wochen wieder zunimmt. Auch an Tagen, an denen ich überhaupt nichts fructosehaltiges zu mir nehme. 

Es beginnt wohl wieder von vorn. 

Indikator #3 Meine Zähne und mein Kiefer

Ich knirsche nachts mit den Zähnen. So stark, dass sich mein Zahnbild optisch und substanziell verändert hat. Darunter leide ich wirklich sehr. Ich mag mein Lächeln nicht mehr. Selbst meine Mimik hat sich unbewusst verändert, so sieht man beim Sprechen kaum noch meine Zähne. Darauf machte mich eine Zahnärztin aufmerksam. Prognostisch ist das kein aussichtsloser Fall, doch es kommen enorme Kosten ( in Höhe eines Kleinwagens) auf mich zu, wenn ich mir meine Zähne so korrigieren lasse, dass der dysfunktionale Biss behoben wird und das Zahnbild rein optisch wieder auf den vorherigen Zustand gebracht wird.

Das waren jetzt rein optische und kosmetische Faktoren. Die CMD ( Cranio mandibuläre Dysfunktion) macht sich jedoch auch in anderen Bereichen bemerkbar. Schmerzen. Dauerhafte, medikamentös nur schwer zu behebende Kopfschmerzen. Nebenbei bemerkt bin ich kein Fan von Medikamenten. Es ist, als ob ich einen Helm auf habe, der viel zu eng ist. Wer mal ein Cap auf hatte, welches nicht passte oder einen zu straffen Zopf getragen hat, der hat eine ungefähre Ahnung davon, wovon ich spreche. 

Nackenverspannungen, Blockaden in Hals- und Brustwirbelsäule, Muskelverhärtungen im Kieferbereich sind weitere Begleitsymptome. 

Da hilft mir mein Physiotherapeut, der auf CMD Therapie spezialisiert ist. Massagen und manuelle Therapie lindern die Beschwerden zum Teil.

That sucks. Sometimes I feel fucked up.

Ich möchte nicht jammern. Mir ist durchaus bewusst, dass es Menschen mit wirklich schwerwiegenden, lebensbedrohlichen Erkrankungen gibt. Ich habe beruflich und privat viele Menschen während ihrer Krankheit und auch (leider nicht alle) während ihrer Genesung begleitet. Im Vergleich dazu sind meine Beschwerden pillepalle. 

Doch ich wäre unehrlich, wenn ich behaupten würde, es mache mir nichts aus.                Und ich weiß auch, dass ich mit diesem Thema nicht allein bin.

Den psychischen Faktor möchte ich hier nochmal separat erwähnen. Es soll also meine Psyche der Auslöser für die Beschwerden sein?!

Der Gedanke, dass mein Kopf mich so leiden lässt, macht mir Angst. Dauerhafte Schmerzen beeinflussen wiederum die Psyche. Depressive Verstimmungen und eine kurze Zündschnur sind keine Seltenheit.

Das sind die Hard Facts.         

via unsplash von imani clovis

                                                                                           

Doch ich wäre nicht ich, wenn ich Dinge einfach nur so hinnehme. Ich kann an den Tatsachen nichts ändern, aber ich kann gut für mich sorgen. Immer dann, wenn die Schmerzen erträglich sind. Und gerade dann, weil Ablenken und den Fokus verschieben ganz schön oft ganz schön effektiv ist.

Was mir immer gut tut:

● Auszeiten mit Wärmflasche auf dem Bauch und Kräutertee in der Tasse. Auf dem Sofa liegend. 

● Yoga. 

● Mit den Kindern und dem Liebsten kuscheln. 

● Raus in die Natur gehen. 

● Ganz bewusst das wertschätzen und lieben, was das Leben mir an Schönem schenkt.

  • Welche Symptome oder körperliche Beschwerden belasten dich bzw. begleiten dich?

Wie zeigt dein Körper dir, dass du besser auf deinen mentalen Zustand achten solltest?

Lass mir gerne einen Kommentar hier. 

Und wendet euch in jedem Fall an einen Arzt, wenn ihr Beschwerden habt. 

Um die möglichen Ursachen abzuklären und eventuelle Folgen zu verhindern.

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