Ein Leben mit Depressionen, einer Angststörung, mit emotionalen Instabilität oder mit einer Essstörung ist von vielen Merkmalen geprägt.
Zum einen gibt es die Symptome, die man in den medizinischen Definitionen der Erkrankung aufgelistet findet.
Doch es gibt auch Dinge, die mit einer psychischen Erkrankungen einhergehen, über die wir nicht so gern sprechen. Doch Ihren Einfluss auf unser tägliches Leben können wir nicht leugnen, denn er ist immens.
Genau aus diesem Grund möchte ich hier darüber schreiben. Warum fällt es so schwer darüber offen zu reden? Weil es sich anfühlt, wie ein Geständnis. Wie das Aufzeigen eines oder mehrerer eigener Makel. Als wäre die Diagnose einer psychischen Dysfunktion nicht schon Makel genug.
Hier findest du also eine Auflistung (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) der Symptome, über die wir nicht gern sprechen.
1. Grundloses Weinen
Die Tränen fliessen, plötzlich und scheinbar ohne Grund. Etwas „belangloses“ wie das Marmeladenbrot, welches mit der Marmeladenseite auf den Boden fällt, kann dazu führen, dass du in Tränen ausbrichst. Du hast stets das Gefühl, deine Tränen warten nur auf den Moment, in dem sie laufen können.
2. Abdriften
Du starrst gefühlt seit einer Ewigkeit auf einen unbestimmten Punkt und verlierst dabei das Gefühl für Raum und Zeit. Du schaust einen Film oder hörst jemandem zu und driftest dabei geistig fort, so dass du dich nicht erinnern kannst, welche Szenen gerade liefen oder was dein Gegenüber gerade gesagt oder gefragt hat. Ganz so, als ob du „woanders“ warst.
3. Schuld
Du fühlst dich schuldig, weil dir die Kraft fehlt, für deine Familie und Freunde da zu sein. Du fühlst dich schuldig, weil du die Zeit von Ärzten und/oder Therapeuten beanspruchst. Du fühlst dich schuldig, weil du bist, wie du bist. Weil du nicht genug bist. Schuldgefühle sind allgegenwärtig und du fühlst dich, als würdest du in Ihnen versinken
4. Vergesslichkeit
Du gehst in die Küche und vergisst, warum du dorthin gegangen bist. Du verlässt die Wohnung und als die Tür ins Schloss fällt, bemerkst du, dass der Wohnungsschlüssel noch in der Wohnung ist. Du verpasst Termine, die du dir nicht notiert hast. Alles, was du dir nicht aufschreibst gerät in Vergessenheit. und manchmal sogar das, was du dir aufgeschrieben hast.
5. Gereiztheit
Dir fällt ein Glas aus der Hand, die Einkaufstüte reisst oder jemand rämpelt dich aus Versehen an. Dinge, die passieren können und die ärgerlich sind. Aber für dich ist es, als ob in dir ein Vulkan ausbricht. Dich bringt die buchstäbliche „Fliege an der Wand“ dazu, aus der Haut zu fahren. Dein zweiter Name könnte Rumpelstilzchen sein.
6. Mangelnde Libido
Körperliche Nähe und/oder Berührungen, die über eine „unschuldige“ Umarmung hinaus gehen, fühlen sich nicht mehr gut an. Im Gegenteil. Sie werden zu etwas Unangenehmen. Das kann gerade in Partnerschaft zu einigen Spannungen führen. Auch Medikamente können dies auslösen oder verstärken.
7. Probleme den Haushalt zu bewältigen
Der Abwasch türmt sich in Bergen, die Wäsche ebenso. Die Fensterscheiben lassen gerade noch so Licht herein und die Staubschicht auf den Möbeln bewegt sich, wenn du vorbeigehst. Du schämst dich dafür und magst wegen dem Zustand deiner Wohnung niemanden mehr zu dir einladen. Dich aufzuraffen und die Energie zum Putzen aufzubringen erscheint wie eine unlösbare Aufgabe.
8. Probleme mit der Nahrungsaufnahme
Entweder verlierst du ganz und gar den Appetit, vergisst zu Essen oder zu Trinken. Du verlierst somit einiges an Gewicht und leidest unter Müdigkeit, Kopfschmerzen und Energielosigkeit. Oder du versuchst die innere Leere mit Essen zu füllen. Passiert dies über einen längeren Zeitraum, ist eine Gewichtszunahme die Folge. Auch Verdauungsprobleme wie Durchfall, Verstopfung oder Sodbrennen können auftreten.
9. Mangelnde Hygiene
Energielosigkeit und mangelnde Motivation führen dazu, dass du die Körperhygiene vernachlässigst. Deine Zähne putzt du höchstens 1x am Tag, wenn überhaupt. Die Haare werden nicht gewaschen und auch nicht gebürstet. Waschen und Duschen werden zu Fremden. Bettwäsche, Handtücher, deinen Pyjama wechselst du für Wochen nicht. Es kostet einfach zu viel Kraft.
Einige der genannten Dinge mögen „harmlos“ erscheinen. Andere entsetzlich beschämend. Doch Wertung ist in diesem Fall niemandem eine Hilfe.
Du Musst Dich Nicht Schämen. Du bist nicht ALLEIN!
Wenn du von diesen oder anderen Symptomen betroffen bist, scheu dich nicht, mit jemanden darüber zu reden. Hol dir Hilfe. Falls du nicht weißt an wen du dich wenden sollst, hier habe ich einige Notfallkontakte hinterlegt.
Falls dir noch mehr Symptome einfallen, die so in keinem Lehrbuch stehen, erzähl mir gern in den Kommentaren oder per Mail davon.
Sei mutig, kleines Herz
K.